Lessons learned: Erfolgsfaktoren für den Smart-Meter-Rollout

Trotz aller Verzögerungen: Der Smart-Meter-Rollout wird weitergehen und das Tempo dabei mit Sicherheit noch erhöht. Denn mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien nimmt auch der Druck drastisch zu, Erzeuger wie Verbraucher zu steuern und regeln zu können, etwa über den CLS-Kanal der Gateways. Damit müssen jetzt Pflicht und Kür gleichzeitig angegangen werden. Und das vor dem Hintergrund, dass die ersten Anbieter für die Gateway-Management bereits wieder das Handtuch geworfen haben.

Dieser Artikel ist erschienen in der stadt+werk Ausgabe 11-12/2022

Was sind die Erfolgsfaktoren für den Rollout der intelligenten Messsysteme? Zusammengefasst könnte man sagen: Der Rollout braucht eine gut organisierte Brücke, einen leistungsstarken Maschinenraum – und vor allem ein gutes Zusammenspiel.

Allem voran gilt es, die Aufgaben und Erwartungen zu klären und ein gemeinsames Verständnis für die Schwachstellen der eingesetzten Technologien zu entwickeln. Also: Wer ist für was verantwortlich? Was ist machbar und was noch nicht? Denn es bringt nichts, wenn der Vertrieb oder das Netz bei seinem MSB gleich die komplexesten Anwendungsfälle als erste durchdrückt, noch bevor eine einfache Bezugsmessung glatt durchgelaufen ist – in all ihren Wechselszenarien. Das interne Erwartungsmanagement muss so ausgerichtet werden, dass die Projektteams nicht wie ein Pflug arbeiten, sondern die einzelnen Use-Cases sequenziell in die Produktion bringen. Und Produktion heißt: standardisierte automatisierte Prozesse und operative Disziplin.

Dafür müssen alle Datenflüsse zwischen dem GWA und den operativen Systemen des MSB stabil laufen, also störungsfrei und ohne manuelle Eingriffe. Hier helfen standardisierte Schnittstellen genauso wie eine enge Abstimmung mit der IT des MSB und dem Systemlieferanten. Dieser direkte Dialog und ein systematisches Testing tragen wesentlich dazu bei, dass die Prozesse tatsächlich automatisiert ablaufen und der manuelle Eingriff die Ausnahme bleibt. Wenn der Gateway-Partner dann noch im Sinne der Kunden Einfluss auf die Weiterentwicklung der GWA-Software hat, ist das ein weiterer Erfolgsfaktor. Denn bei einem solch jungen Feld wäre es anmaßend zu behaupten, die eingesetzten Softwarelösungen seien bereits ausgereift. Das ist schlichtweg nicht möglich.

Ein weiteren Erfolgsfaktor heißt „Agieren, nicht reagieren“. Denn der Gateway-Administrator muss nicht nur die Pflicht von heute beherrschen, sondern sich auch damit auseinandersetzen, was auf uns alle zukommt: Einspeiser, 1:n-Konzepte, 450 MHz-Kommunikation, Mehrsparten-Metering, neue Gateways, aber auch „einfache“ Zertifikat- oder Firmware-Updates: All das muss zuerst vom jeweiligen Operations-Team getestet werden – auch gemeinsam mit dem Kunden. Deswegen muss nicht nur der Gateway-Administrator eigene Testfelder vorhalten, in denen die verschiedenen Hard- und Software-Konstellationen installiert sind. Auch jeder Kunde benötigt eine eigene Testumgebung. So können die Prozesse immer ausprobiert und geprüft werden, ob Dinge so funktionieren, wie sie sollen – bevor sie in die Produktivumgebung und ins Feld gebracht werden.

Am Einbauort sind schließlich zwei Dinge entscheidend: Die Qualität der Montage und eine stabile WAN-Kommunikation. Als Negativbeispiel seien hier die Hutschienenantennen genannt. Sie sind günstig und leicht zu verbauen. Und sie funken auch gut – dummerweise aber nur, während man den Empfang vor dem geöffneten Zählerschrank testet. Deswegen sollte man keinesfalls an Monteurschulungen, Pegelmessungen oder Antennentechnik sparen.

Für den reibungslosen Betrieb ist ein funktionierendes Monitoring die Voraussetzung. Dabei ist es wichtig, mit den Geräten aktiv zu kommunizieren und ihr Verhalten richtig zu interpretieren. Bei einer so jungen Technologie gibt es noch ganz viele Dinge, die nicht in den Handbüchern stehen. Mit regelmäßigen Anfragen, Loganalysen, Wake-up Calls können Fehler früh erkannt und wo immer möglich direkt behoben werden, ohne dass ein Techniker auf die Reise geschickt werden muss.

Und wenn dann doch einmal was schiefläuft und Fehler auftreten, muss die Lösung in enger Zusammenarbeit mit dem Gateway-Administrator gefunden werden. Dafür sollten die Entstörprozesse übergreifend angelegt werden – gekoppelt mit einem stringenten Fehler- und Problemmanagement mit beim jeweiligen IT-Partner.

Am Ende ist es vor allem eine Frage der Kultur und des Umgangs miteinander: Es lohnt sich, viel Energie in die menschlichen Schnittstellen zu investieren, um so eine gesunde Fehlerkultur zu etablieren. Es gilt der Grundgedanke, dass jeder Fehler immer zwei Seiten hat – und es geht immer um das gemeinsame Lernen und das gemeinsame Ziel. Eingebettet in ein strukturiertes Servicemanagement mit monatlichen Reviews & Feedback-Schleifen, an denen alle Kunden und Leistungspartner beteiligt sind, wird so das Miteinander zum entscheidenden Erfolgsfaktor: Denn ein jedes Unternehmen profitiert so von den „lessons learned“ der anderen, was den Aufwand für alle Beteiligten deutlich senkt.

Das Gateway ist aber nur der Anfang. Angesichts der starken Zunahme dezentraler Verbraucher und Einspeiser, von der privaten PV-Anlage bis zur Wallbox, rückt das Thema „Regeln&Steuern“ schon jetzt in den Fokus. Gemeinsam mit unseren Kunden entwickeln wir deswegen gerade ein ähnliches Betriebsmodell für das CLS-Management. Dabei haben wir die individuellen Sicherheitsaspekte der einzelnen Kunden mit den Vorteilen eines BPO-Betriebs verbunden. Gleichzeitig ist es gelungen, diese Architektur marktrollengerecht zwischen VNB und MSB so aufzuteilen, dass Verantwortungen und Kompetenzen passgenau verortet sind.

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