Smart-Meter-Rollout: Abwarten ist keine Option mehr
Probleme in den Lieferketten, die dazu führen, dass intelligente Messsysteme nicht immer pünktlich und in den bestellten Mengen geliefert werden können, Tarifanwendungsfälle, auf die wir trotz langer Ankündigung noch immer warten und auch die Markterklärung des BSI, die weiter fehlt: Gründe scheint es genug zu geben, den Rollout zu verzögern. Dennoch: wer noch nicht konsequent mit dem Rollout intelligenter Messsysteme begonnen hat, sollte das jetzt dringend tun. So muss man sich jetzt aktiv in die Warteschlange der Hersteller einreihen. Alle Anzeichen sprechen dafür, dass die Schwierigkeiten in den globalen Lieferketten zunehmen und mit ihnen die Lieferzeiten für nahezu alle Komponenten eines intelligenten Messsystems.
Dieser Kommentar von Dr. Michal Sobótka erschien als „Standpunkt“ in der Fachzeitschrift ew, Ausgabe 06/2022
Die energiepolitischen Entwicklungen im Jahr 2022 beschleunigen die Elektrifizierung aller Sektoren wie Mobilität, Wärme und Industrie. Die Dezentralisierung der Energieerzeugung hat klare Konsequenzen für den Umfang des Rollouts. Und obgleich an einigen Stellen die Regulatorik noch unreif ist: Es gibt Projekte, in denen der Rollout nachweislich auch in größeren Stückzahlen funktioniert. Die Prozesse sind bekannt und die technischen Lösungen stehen.
Natürlich gibt es auch viele weitere Faktoren, die dafür gesorgt haben, dass der Rollout stockt. So haben manche Unternehmen ganz offensichtlich den Aufwand unterschätzt, der nötig ist, um die IT-Systeme und Prozesse für den erforderlichen Mengenhochlauf vorzubereiten. Vielfach bestand eine gewisse Erwartungshaltung, dass es mithilfe der zur Verfügung stehenden Softwarelösungen kein Problem sein würde, den Rollout umzusetzen. Dies hat aber oft nicht wie erwartet funktioniert. Teilweise, weil die IT-Systeme nicht das halten, was sich die Anwender davon versprochen haben. Aber auch, weil die Integrationsbedarfe und prozessualen Anforderungen nicht gesehen wurden.
Es sind ja auch hoch abgesicherte und komplexe Prozesse, die der Gesetzgeber vorgibt. Wir müssen den Smart-Meter-Rollout herstellerübergreifend abbilden. Dabei müssen viele Faktoren ineinandergreifen: Betriebsführung, Konnektivität, Kryptographie und der Datenaustausch mit den operativen Systemen. Nur wenn ein intelligentes Messsystem zu 100 Prozent korrekt eingebaut und in den Systemen in Betrieb genommen wird, können die Folgeprozesse fehlerfrei laufen. Dafür benötigt man auch Menschen, die Vorfälle richtig interpretieren können. Denn es gibt viele Dinge, die eben nicht in den Handbüchern stehen, wie das Geräteverhalten unter bestimmten Rahmenbedingungen und Störfaktoren oder aufgrund von Firmware-Fehlern. Wenn man das nicht weiß, fallen die entsprechenden Gateways aus und der Messstellenbetreiber schickt jemanden vor Ort. Das ist teuer und erschwert den wirtschaftlichen Betrieb.
Ganz wichtig ist es deswegen, sich in Anbetracht der knappen Zeit zu fokussieren. Wer jetzt noch keinen vollintegrierten Prozess hat, sollte sich zunächst auf die reibungslose Inbetriebnahme konzentrieren. Es gibt jederzeit die Möglichkeit, auch ohne eine ERP-Vollintegration zu starten. Dazu benötigt man sicherlich einen Dienstleister, der entsprechende Erfahrungen nachweisen kann. Der sollte über eine funktionierende und vor allem skalierbare technische Basis verfügen, die es möglich macht, umgehend mit dem Rollout zu starten, ohne dazu ein großes IT-Projekt aufsetzen zu müssen. Das kann immer noch folgen.
Zudem sollte man sich auch mit dem auseinandersetzen, was auf uns zukommt. Das gilt etwa für Themen wie das CLS-Management oder das Mehrsparten-Metering. Mit der Ampel-Koalition und den aktuellen weltpolitischen Entwicklungen wird sich die Energiewende deutlich beschleunigen. Doch ohne die Digitalisierung der damit verbundenen Prozesse wird sie nicht funktionieren.